hola chicos
Letzten Donnerstag hatte ich meinen letzten Schultag hier in Cuenca. Ich bin nun also bereits vier Wochen in Ecuador - laut meiner Kamera, die glücklicherweise immer schön meine Tage mitzaehlt, genau 30 Tage. Mir kommt es gar noch nicht so lange vor. Naja, es gab in der Schule ja auch immer viel zu tun, die Wochenenden waren bis jetzt auch immer ausgebucht und an vielen Abenden standen Filmabende, Salsa-Tanzkurse und ecuadorianische Kochkurse auf dem Programm. Eigentlich klar, dass so die Tage wie im Fluge vergehen. Aber ehrlich gesagt bin ich jetzt erst mal froh, Schule und Hausaufgaben mal etwas hinter mir lassen zu können, um mich ganz auf das Reisen konzentrieren zu können. Meine Sprachfortschritte sind zwar noch nicht das Gelbe vom Ei (weil ja schliesslich Ostern ist...) aber ich kann den nächsten Monat während dem Reisen noch ein wenig üben, bevor es dann in Peru zum zweiten Studienteil kommt. Aber daran möchte ich jetzt lieber noch nicht denken.
Gestern war keine Schule, da Karfreitag war - hier viernes santa genannt - welcher ganz gross gefeiert wird. Am morgen gab es in der ganzen Stadt Prozessionen und der Blumenmarkt bei der neuen Kathedrale war an diesem Tag besonders schön. Etwas kitschig waren die Prozessionen schon, die ganze Kreuzigungsgeschichte wird nachgespielt, inklusive Kreuz und römische Soldaten, und vorneweg faehrt dann ein Pickup, auf dem einige Ecuadorianer die Geschichte über Mikrofone verbreiten. Hinden laufen dann die Leute hinterher und begleiten die Prozession lautstark - das ganze wirkte auf mich nicht sehr religiös. Aber egal, wir sind ja schliesslich in einem anderen Land und da herrschen andere Sitten. Sowieso wird hier eigentlich nur der Karfreitag gross gefeiert. Der Sonntag ist nicht mehr so wichtig und der Montag ist bereits wieder ein ganz normaler Arbeitstag.
Am Freitag wurde in meiner Gastfamilie das erste mal so richtig gross mit der ganzen Familie und mit Freunden zusammen gegessen - ansonsten sind die Mahlzeiten ja eher ein Kommen und Gehen. In der semana santa und vor allem am viernes santa ist es üblich, eine fanesca und zum Nachtisch arroz con leche zu essen. Die Fanesca ist eine Suppe, welche aus zwölf Zutaten (12 Juenger Jesu) zubereitet wird, unteranderem mit Kabeljau (Fleisch wird am Freitag hier nicht gegessen), Kuerbis und verschiedenen Bohnensorten. Suppe wird ja hier nebst Reis, den es immer und jederzeit gibt, sehr viel gegessen (me gusta mucho) aber diese Suppe wird wirklich nur in dieser einen Woche im Jahr gegessen. Die Suppe ist sehr nahrhaft. Da die Suppe wirklich sehr lecker war, entschied ich mich für eine zweite Portion, pero solo un poquito, aber das zählt hier nicht, ich bekam nochmals eine ganze volle Portion und ich bin wirklich fast geplatzt. Dann gabs zum Nachtisch noch arroz con leche, eigentlich gleich wie bei uns Milchreis, leider aber mit riesigen Rosinen drinn, und wenn ich sage riesig, dann mein ich wirklich riesig. Drei-Zentimeter-Dinger waren das. Und man sagte mir, dass es noch größere gibt. Hoffentlich kommen mir diese nie zu Gesicht :-) Ich hab aber ganz tapfer gegessen (man ist ja gut erzogen, im Gegensatz zu anderen Mitstudenten...) Naja, mehr geschluckt als gegessen, aber weg waren sie. Das Essen war ganz lustig und ich konnte mich mit den Freunden der Familie eigentlich recht gut unterhalten (in Spanisch natürlich) und es war ein schöner Tag.
Aber eben, sonst wird hier nicht so wie bei uns gefeiert - keine Ostereier, keine Osterhasen und Schokolade schon gar nicht. Aber das werde ich überleben, und ich hab ja gehört, das Zu hause dann doch noch ein Schokoladenei auf mich warten wird. Aber richtige Osterstimmung kommt nicht auf.
Ich habe beschlossen, noch bis Montagmorgen bei der Familie zu bleiben. Es kommt zwar am Sonntag bereits eine neue Studentin aus der Schweiz, aber es wird sich noch ein Bett für eine Nacht für mich finden lassen. Da habe ich noch ein bisschen mehr Zeit, um meine Reise zu planen. Ich werde als erstes noch weiter nach Sueden reisen. Erste Station wird Loja sein, welches nahe an einem tollen Nationalpark liegt. Dort werde ich zwei Nächte bleiben (ist eine Busfahrt von ca. 6 Stunden). Dann gehts weiter nach Vilcabambe, wo ich vier Nächte in einem super schönen Spa Ressort bleiben werde und einfach mal die Seele baumeln lassen werde. Das brauche ich jetzt dringend nach diesen vier Wochen Schule und darauf freue ich mich ganz besonders. Wie es dann weitergehen wird, verrate ich jetzt noch nicht, ich muss ja noch ein bisschen Spannung halten (und ich weiss es ehrlich gesagt auch noch nicht wirklich definitiv).
Ich freu mich jetzt wirklich auf meine Reise und glaub, dass das richtig toll wird. Ein kleines bisschen traurig bin ich aber schon, Cuenca, die Familie und die Mitstudenten zu verlassen, denn Cuenca ist halt schon eine total schoene Stadt. Und die werde ich morgen noch ein letztes mal so richtig geniessen. Nachfolgend noch ein paar Stimmungsbilder aus Cuenca:
Prozession am viernes santa |
Die Altstadt von Cuenca liegt etwas erhöht, weshalb die Häuser zum Fluss Tomebamba hin stark abfallen. |
Marktszenen am viernes santa. |
So, dann mache ich für heute mal wieder Schluss. Ich wünsche euch allen ein wunderschönes Osterfest. Ich hoffe, dass ihr alle eure Osternester findet und haltet doch auch noch eins für mich zurück.
Un abrazo por todos
Mike