Freitag, 12. April 2013

Der Vulkan Tungurahua und die Fahrt zum Tor des suedlichen Oriente

Hola amigos

Meine Zeit in Baños ist schon fast wieder vorbei. Obwohl Baños eigentlich ein Oase der Verwöhnung ist (es reihen sich hier Massagesalon an Beautysalon) bin ich die letzten beiden Tage sehr aktiv gewesen. Fuer Aktivitäten wird hier auch sehr viel geboten. Das Wetter war an beiden Tagen sehr angenehm mit viel Sonne aber auch wolkigen Abschnitten und die Temperaturen - klar, frühlingshaft.
Mein Hotel hier in Baños, die Posada del Arte, ist sehr schön, ich hab mich sehr wohlgefühlt. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Ortszentrum ist es doch sehr ruhig gelegen. Und das Fruehstueck ist echt ein Traum (und tatsächlich im Zimmerpreis inbegriffen). Alleine dafür ist es ein Besuch wert: morgentlich kann man zwischen fuenf verschiedenen Fruehstuecken auswaehlen - zur Wahl stehen Pfannkuchen, Tortillas, Fruchtsalat mit Joghurt, Wurst und Eier und dazu bekommt man immer noch Brot, Butter, Marmelade, Käse und einen wirklich guten Kaffee. Und das Fruehstueck ist riesig, da braucht man eigentlich kein Mittagessen mehr. Auch fuer das Abendessen ist das Restaurant im Hotel sehr, sehr empfehlenswert, erstaunlich preisgünstig und vielfältig. Der Lonley Planet hat also mal wieder gute Arbeit geleistet.

Am ersten Tag machte ich eine Wanderung zum nahegelegenen Vulkan Tungurahua. Ich ging kurz vor zehn los und stieg den nahegelegenen Berg hoch zu einen Aussichtspunkt mit einem weissen, beleuchteten Kreuz. Von dort hatte man einen sehr schönen Ausblick auf ganz Baños, was die Stadt aber auch nicht schöner machte.

Ausblick ueber die Stadt Baños vom Aussichtspunkt mit dem weissen Kreuz.
Danach gings weiter, zum Teil der Hauptstrasse entlang, teilweise auf schmalen Pfaden mitten durch den Wald in Richtung des Dorfes Rutun. Der vorerst sonnige Tag änderte sich in einen zunehmend bewölkten Tag und oben auf dem Berg blies ein recht kräftiger Wind. Zum Wandern war das aber sehr angenehm. Unterwegs gelangte ich an vielen Landwirtschaftsbetrieben mit riesigen Plantagen und schönen Blumenfeldern vorbei.



Verspaeteter Osterbaum? Nein, eine der vielen grossen Plantagen mit Baumtomaten. Die schmecken als Fruchtsaft sehr lecker. A mi me gusta.
Das man sich in der Nähe des Vulkanes Tungurahua befand, merkte man an den immer mal wieder auftauchenden Tafeln, welche den Fluchtweg bei einem möglich Ausbruch aufzeigten. Der Vulkan ist zwar zur Zeit recht ruhig, vor sieben Jahren gab es aber einen Ausbruch, der Baños aber glücklicherweise verschont hat.

Immer bereit sein, zu rennen!

Nach einer cirka dreistuendigen Wanderung gelangte ich endlich zum Aussichtspunkt "casa del arbol" von wo aus man einen tollen Blick auf den Vulkan hat. Leider hatte ich kein Glueck und der Vulkan war von Wolken umringt. Ich muss also immer noch auf meinen ersten freien Blick auf einen Vulkan warten. Ein Einheimischer erklaerte mir, dass die beste Moeglichkeit dazu am Morgen frueh ist. Beim Aussichtspunkt hatte es ein Baumhaus aber es schien mir ein wenig wackelig und unstabil, deshalb hielt ich mich nicht lange dort auf. Ich machte aber meine Mittagsrast mit Sicht auf den schoenen Vulkan.

Der Vulkan Tungurahua: leider verwehrten mir die Wolken den Blick auf den Krater. Aber eindruecklich wars trotzdem.
Ein bisschen Tourismus muss sein: Baumhaus mit Ausblick und Schaukel ins Nichts. Das ganze schien mir aber sehr unstabil und war mir nicht so geheuer.
Nach der Mittagsrast machte ich mich wieder auf den Weg zurueck nach Baños. Ich wurde vom Einheimischen Alberto ein Stueck begleitet. Zwar verlangt hier jeder fuer jede Leistung ein kleines Trinkgeld, aber ich war froh ueber die Unterhaltung und konnte gleich auch noch ein bisschen mein Spanisch ueben. Auf jeden Fall war der Abstieg sehr kurzweilig. Unterwegs gelangte ich noch an ein Cafe mit wunderschoenem Ausblick auf Baños, wo ich mir noch ein Glace genehmigte. Danach gings dann definitiv hinunter nach Baños. Am karz nach 4 Uhr erreichte ich muede mein Hotel. Es wurde dann letztendlich doch eine sechsstuenige Wanderung und ich genoss die heisse Dusche und das Relaxen in meiner Haengematte.

Ich machte mich dann fuers Abendessen bereit und wurde beim Verlassen meines Zimmers von einem aelteren Amerikaner aus San Franzisco angesprochen. Wir unterhielten uns ein wenig und verstanden uns so gut, dass wir das Abendessen gemeinsam im Restaurant des Hotels einnahmen. Es hat prima geschmeckt. Allen kam aus der anderen Richtung, von Quito und zog in Richtung Sueden, wo ich hergekommen bin. So konnten wir uns gegenseitig ein paar Tipps fuer gute Unterkuenfte geben. Beide wollten wir aber vor der Weiterreise noch den Quilotoa-Loop von Latancunga aus machen. Ich hatte eigentlich erst vor, nur einen kurzen Abstecher zum Kratersee zu machen, aber durch die Erzaehlungen von Allen entschloss ich mich, auf meine Tage in Mindo zu verzichten und ebenfalls den gesamten Loop zu machen. Leider machte sich Allen ein Tag frueher auf und so konnten wir nicht gemeinsam losziehen. Aber vielleicht sehen wir uns ja irgendwo unterwegs nochmals.

Gestern, an meinem zweiten Tag in Baños unternahm ich eine Fahrradtour von Baños nach Puyo, welche mich ueber die beruehmte Ruta de las cascadas fuehrte. Entlang dieser doch 61 km langen Strecke gibt es vier grosse und unzaehlige kleine Wasserfaelle zu betrachten. Das Gute an der Strecke ist, dass sie fast ausschliesslich berabwaerts fuehrt, vom 1800 m.u.M glegenen Baños ins 900 m.u.M gelegene Puyo. Puyo ist die letzte Stadt vor dem suedlichen Oriente, dem Urwaldgebiet und dementsprechend in einem ganz anderen Klimaabschnitt gelegen. Das merkte man dann auch ganz deutlich waehrend der Fahrt. Auch die Vegetation aenderte sich waehrend der Fahrt sehr stark. Gegen ende wurde es wirklich sehr schwuehl und es nieselte sogar ein bisschen und es war merklich waermer.
 Die Wasserfaelle waren natuerlich sehr schoen, aber leider auch sehr touristisch. Man konnte dort ein einer Art Haengekasten ueber die Schlucht ganz nahe an den Wasserfall heranfahren. Mir gefielen die kleineren ruhigeren Wasserfaelle viel besser. Die Fahrt war anfangs sehr angenehm - es ging tatsaechlich fast ausschliesslich runter - unter die Umgebung war traumhaft schoen.



La ruta de las cascadas: Wasserfaelle, wohin das Auge reicht

Als es dann aber immer tropischer wurde, wurde auch die Fahrt anstrengender und es folgten doch noch einige recht happige Steigungen. Das letzte Teilstueck war dann nicht mehr so toll. Es hatte sehr viel Verkehr auf der Strasse, vor allem viele Lastwagen und Busse, welche einem so richtig viel Russ ins Gesicht gepustet haben. Aber ich hielt schliesslich durch und erreicht nach knapp fuenf Stunden Puyo.
Puyo ist die Hauptstadt der Provinz Pastazo und das eigentliche Tor zum suedlichen Oriente. Und tatsaechlich, gleich schon am Rande der Stadt begann die riesige Flaeche des Urwaldgebietes. Die Stadt selbst war nichts Besonderes. Viel Beton, aber es herrschte trotzdem eine schoene Stimmung. Was natuerlich sehr auffiel, war die Waerme und die hohe tropische Feuchtigkeit.


Unmittelbar an der Stadtgrenze von Puyo beginnt das riesige Urwaldgebiet des suedlichen Oriente.

Nachdem ich also beschlossen hatte, in Ecuador den Oriente auszulassen, konnte ich hier in Puyo doch noch ein bisschen Oriente-Feeling schnuppern. Fuer den Rueckweg nach Baños nahm ich dann einen Bus. Das war kein Problem mit dem Fahrad. Das wurde einfach unten verstaut. Nochmals 61 km waere dann schon ein wenig zu viel gewesen. Um kurz nach sechs traf ich dann wieder im Hotel ein - diesmal nicht nur muede sonder richtig kaputt - und hungrig. Und zur feier des Tages hab ich mir mal wieder einen richtig feinen Teller Spagetthi Bolognese gegoennt - so richtig ecuadorinisch, nicht;-) Aber nach dieser Anstraengung hat das sehr gut getan. Danach gings dann relativ frueh ins Bett um meinen Waedli ein wenig Ruhe zu goennen.

Nach mehr als einem Monat war ich also erstmals wieder in einem Gebiet unter 1000 m.u.M. Die naechste Zeit werde ich aber, wenn alles klappt, nochmals in schwindelerregende Hoehen gehen. Der hoechste, der Kratersee im Quilotoa-Loop ist ueber 4000 m. Ich hab gehoert, dass dort die Naechte wirklich kalt werden. Es wird also nochmals streng, aber danach hab ich ja 8 Tage zum Entspannen auf den Galapagos. Und dort wirds dann auch sicher waermer sein.

Die naechste Zeit werde ich also nicht mehr so oft schreiben koennen, da die Doerfer im Quilotoa-Loop doch recht klein und abgelegen sind und es dort wohl kaum Internet geben wird. Sobald ich aber zurueck komme, werde ich weiter Bericht erstatten. Ich wuensche allen eine schone Zeit. Der Fruehling ist ja jetzt auch endlich bei euch angekommen. Geniesst es. Ich tus naemlich auch.

Un cordial saludo y chao
Mike

2 Kommentare:

  1. Hallo Mike
    Deine Beschreibungen sind wie immer sehr spannend und man bekommt richtig Lust selbst den Rucksack zu packen. Wir wünschen dir viel Spass und Sauerstoff auf über 4000m.

    Grüessli Ronny und Jael

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  2. Hallo Ronny und Jael
    Vielen Dank fuer den lieben Gruss. Na ja, deinen Rucksack habe ich ja hier in Ecuador, da musst du noch ein bisschen warten. Aber es geht ihm gut und er ist immer wohlgenaehrt. Bin grad in Latacunga angekommen. Morgen gehts dann in die Hoehe und wahrscheinlich auch in die Kaelte. Aber das wird bestimmt super. Ich freu mich auf jedenfall darauf.

    Machts gut. Gruss Mike

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